Pumpenpilgern – Wie beantragt man eigentlich eine Insulinpumpe ?
Nach langem hin und her überlegen, habe ich mich entschlossen einen Insulinpumpenantrag zu stellen. Doch wie geht man so etwas an ?
Hier die Chronik des laufenden Wahnsinns
Wie beantragt man eigentlich eine Insulinpumpe ?
Nach langem hin und her überlegen, habe ich mich entschlossen einen Insulinpumpenantrag zu stellen. Doch wie geht man so etwas an ? Von anderen Diabetikern die bereits eine Pumpe tragen habe ich zum Teil sehr unterschiedliche Aussagen über den Umfang eines solchen Verfahrens bekommen. Von “das lief alles ganz problemlos” bis “bei mir hat es erst nach dem zweiten Widerspruch geklappt” war alles vertreten. Offenbar scheint der Erfolg eines solchen Antrags nicht unwesentlich von der Krankenkasse abzuhängen. Denn in der Regel genehmigen die ach so gebeutelten Krankenkassen ein solches Hilfsmittel wie eine Insulinpumpe nur, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht und nachgewiesen werden kann. Die Prüfung dieser Notwendigkeit wird, je nach Krankenkasse, durch den medizinischen Dienst (MdK) vorgenommen oder eben auch nicht. Jedenfalls wurde mir von einigen Pumpenträgern berichtet, dass bei denen keine Prüfung durch den MdK nötig war. Die Prüfung durch den MdK scheint den Umfang der mit dem Antrag einzureichenden Unterlagen erheblich zu beeinflussen. Um in diesen Punkt Klarheit zu bekommen rief ich also die Hotline meiner Krankenkasse an um zu erfragen welche Unterlagen ich denn einreichen müsse. Die freundliche Dame an der Hotline gab mir die folgende Antwort:
Wir benötigen dafür ein Rezept von Ihrem Diabetologen und einen Kostenvoranschlag.
Mit dieser Information ging ich also zu meinem Diabetologen zur quartalsmässigen Routine Untersuchung.
Pleased to meet you. Hope you guess my Name
Ich schweife im folgenden etwas vom eigentlichen Thema ab, möchte euch aber diese kleine Anekdote nicht vorenthalten da eine weitere Protagonistin auf dem Spielfeld auftauchte, die im weiteren Verlauf des Projekts Insulinpume sicherlich noch eine Rolle spielen wird.
Nach den Untersuchungen empfing mich eine mir bis dato unbekannte Frau mit den Worten: “Guten Tag ich bin Ihre neue Diabetesberaterin”. “Aha ist das so ??” antwortete ich etwas verdutzt und dachte innerlich dass “Guten Tag ich bin Ihr neuer Albtraum” wohl passender gewesen wäre. Ich kann nicht sagen warum aber diese Dame war mir auf Anhieb unsympathisch. Hintergrund war die Tatsache dass meine bisherige Diabetesberaterin, die mich seit der Diagnose betreut hatte, die Praxis verlässt um nun in Düsseldorf zu arbeiten. Sehr sehr schade,denn bei Ihr hatte ich mich bisher gut aufgehoben und beraten gefühlt. Nun ja. Neue Besen kehren gut. Und dieser Volksweisheit machte die neue Diabetesberaterin alle Ehre. Ihre Vorgängerin hatte beim letzten Termin neue Basalratentests über drei Nächte gefordert, die ich auch brav mitgebracht hatte. Diese wurden von Ihr jedoch nur mit den Worten bedacht :”damit kann ich nichts anfangen”. Stattdessen suchte sie aus meinem Blutzuckertagebüchern einen zugegebener Massen hohen Wert raus und fing eine Diskussion über Pizza an. Beim letzten Essen beim Italiener hatte ich ich eine ziemlich grosse Pizza mit viel Käse verspeist und diese mit 20 BE berechnet. Also 10 IE vor der Pizza und 10 IE ca. 1,5 Stunden nach der Pizza. Dieses Vorgehen begründete ich mit der grossen Menge an fettem Käse auf der Pizza und dem daraus zu erwartendem verlangsamten Blutzuckeranstieg. Ob ich denn noch immer nicht wüsste, dass man Käse nicht berechnen müsse war ihre Frage. Ich erklärte ihr also, dass ich den Käse auf der Pizza zwar nicht berechnet habe, dennoch aber den Fettgehalt des Käses bzw. der gesamten Pizza mit ins Kalkül gezogen habe. Denn ich habe in der Vergangenheit durchaus Unterschiede im Blutzuckeranstieg abhängig vom Belag bzw. des verwendeten Käses festgestellt. Dies hielt die Dame für völligen Quatsch und wiederholte noch einmal das man bei Pizza nur den Teig zu berechnen hätte. Und dies in einem Tonfall der mich, wenn ich die Augen schloss, glauben lies ich hätte Frl. Rottenmeier in Person vor mir sitzen. Ich erklärte Ihr freundlich aber bestimmt, dass ich diese Diskussion mit Ihr an diesem Punkt abrechen werde, denn schliesslich war ich ja gekommen um mit dem Arzt das weitere Vorgehen in Sachen Insulinpumpe zu besprechen. So zog sie dann etwas verärgert von dannen und bat meinen Arzt herein. Ich glaube das war nicht der Beginn einer langen Freundschaft. Aber zurück zum Thema.
Das Gespräch mit dem Arzt und neue Infos von der Krankenkasse
Wie ich schon geahnt hatte war mein Hba1c gegenüber dem letzten Quartal leicht gestiegen. Dies nahm ich also zum Anlass mit dem Arzt das Thema Insulinpumpe zu besprechen. Er besprach mit mir die Vor und Nachteile einer Insulinpumpe. Er riet mir nicht dem Irrglauben zu unterliegen dass mit einer Pumpe nun alle Probleme gelöst seien und wies mich darauf hin dass es auch mit Pumpe ein gewisse Zeit benötige um eine optimale Einstellung zu erreichen.Klingt logisch. Er erkundigte sich intensiv danach warum ich denn eine Pumpe beantragen möchte und den “medizinischen Gründen” aus meiner Sicht. Wir waren uns einig darüber das durchaus gute Argumente für eine Insulinpumpe vorlagen. Dennoch war er skeptisch das der Krankenkasse ein Rezept und Kostenvoranschlag zur Beantragung genügen würde. Er bat mich bei der Krankenkasse nochmals nachzufragen. Des weiteren sollte ich mir über das Wochenende Gedanken machen welche Insulinpumpe ich denn haben möchte und ihm dieses in der folgenden Woche mitteilen. Das tat ich dann auch am folgenden Montag in einer Email und bat um Mitteilung wann ich das Rezept in der Praxis abholen könne. Im gleichen Atemzug rief ich erneut bei der Krankenkasse an um zu erfragen was genau für die Beantragung einer Insulinpumpe (bzw.der Kostenübernahme hierfür) gefordert wird. Und diesmal bekam ich eine andere Antwort. Benötigt werden :
- Rezept vom Diabetologen
- Kostenvoranschlag
- medizinisches Gutachten vom Diabetologen
- lückenlose Dokumentation meiner Blutzuckerwerte der vergangenen 6 Monate
Na toll, eine Frage zwei unterschiedliche Antworten.
Die Mitarbeiterin der Krankenkasse erklärte mir, dass wenn alle Unterlagen vorliegen der MdK den Antrag prüft und danach entscheidet ob dem Antrag stattgegeben wird oder nicht. Im Falle einer positiven Entscheidung durch den MdK würde die Pumpe aber vorerst nur für einen Probezeitraum genehmigt um festzustellen ob damit ein deutliche Verbesserung meiner Einstellung zu erzielen ist. Und natürlich würde man, entweder durch den Aussendienst des Pumpen Herstellers oder aber durch die Diabetologische Schwerpunktpraxis, geschult um den Umgang mit diesem Hilfsmittel zu erlernen.
Alles klar. Leinen los. Auf geht die Fahrt.
Nun war mir der Ablauf einer solchen Beantragung also etwas klarer.
- Unterlagen bei der Krankenkasse einreichen.
- Prüfung durch den MdK abwarten.
- Bei positivem Entscheid “Pumpenschulung” absolvieren.
- Probetragen der Pumpe.
Guter Dinge und mit den neuen Informationen rief ich nun bei meinem Arzt an um ihn zu bitten die benötigten Unterlagen nebst Rezept zusammen zu stellen und auf dem Weg zu bringen. Leider war der Arzt nicht zu sprechen und so wurde ich mit der Diabetesberatung verbunden. Der geneigte Leser wird sicherlich schon vermuten wer sich am anderen Ende der Leitung meldete. Richtig. Frl. Rottenmeier. Diese wusste, wie sie mit mitteilte, von den mit meinem Arzt besprochenen Dingen nichts und lies mich wissen, dass bevor überhaupt was passieren würde ein erneuter Termin bei ihr nötig wäre. Warum konnte sie mir nicht sagen. Also habe ich dann mit ihr einen neuen Termin vereinbart.
Rottenmeier schlägt zurück
Pünktlich um 10.30 Uhr erschien ich also am Montag letzter Woche zum vereinbarten Termin mit der neuen Diabetes Beraterin. Diese sagte mir das vor der Beantragung der Insulinpumpe und bevor ein Rezept ausgestellt werden könne, ein Schulung bei ihr nötig sei. Denn, man müsse ja sicher stellen das ich in der Lage bin BE´s sicher zu schätzen bzw. meine Insulindosis richtig berechnen könne. Ausserdem würde sie gerne vorher meine Einstellung überprüfen und dafür seien neue Basalratentest´s dringend erforderlich. Und das war dann der Punkt an dem ich mich endgültig verarscht fühlte. Ich teilte ihr mit das ich keine weiteren Basalratentests machen werde, denn die letzten drei die ich zuvor eingereicht hatte wurden von ihr ja ignoriert. Ausserdem brachte ich meinem Unmut über die Tatsache zum Ausdruck, dass Dinge die mit dem Arzt besprochen waren offensichtlich von ihr blockiert bzw. ignoriert werden. Das solle ich dann doch lieber mit dem Arzt besprechen. Sie könne mir nur so viel sagen, das es vorgeschrieben sei eine Pumpenschulung zu absolvieren bevor ein Rezept ausgestellt werden kann. Andernfalls solle ich doch bitte eine schriftliche Bestätigung meiner Krankenkasse beibringen, das in meinem Fall anderes verfahren werden darf. Mein Argument, dass es doch keinen Sinn macht etwas zu schulen von dem man noch gar nicht weiss ob man es denn genehmigt bekommt, prallte völlig an ihr ab.
Im folgenden Gespräch mit dem Arzt relativierte er die Sache und erklärte mir, dass er sich natürlich rechtlich absichern müsse und mir nicht einfach ne Pumpe anhängen kann ohne sicher zu sein das ich damit auch umgehen kann. Dagegen habe ich auch nichts einzuwenden. Doch diese Schulung soll frühestens im September statt finden und so stellte ich die Frage ob man denn nicht schon jetzt das Verfahren auf den Weg bringen könnte, um Zeit zu sparen. Denn voraussichtlich wird die Krankenkasse ja auch eine gewisse Zeit benötigen um den Antrag zu bearbeiten. Dazu wolle er sich mal Gedanken machen und ich solle ihm bis Ende der Woche Zeit geben. Ok gut, dann melde ich mich am Freitag wieder.
Am Freitag meldete ich mich wie vereinbart in der Praxis um den Stand der Dinge zu erfahren. Leider war der Arzt nicht im Hause.
Auch am Dienstag dieser Woche konnte mir keiner sagen wie es denn nun weitergeht und ich musste ein weiteres Gespräch mit der neuen Diabetesberaterin über mich ergehen lassen. Zusammengefasster Inhalt: “Ohne Schulung kein Rezept, basta. Oder eine schriftliche Bestätigung von Ihrer Krankenkasse. Auf Wiederhören”.
Ich kann es nicht in Worte fassen wie wütend ich nach diesem Gespräch war. Aber das brachte mich ja nun auch nicht weiter.
Einen Gang höher schalten – Highway von Pontius nach Pillatus
Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte,rief ich also erneut bei der Krankenkasse an und schilderte mein Anliegen. Ich wollte wissen ob es tatsächlich so ist, dass der Arzt erst nach erfolgter Pumpenschulung ein Rezept ausstellen darf. Dies wurde eindeutig verneint und ich wurde mit einer Mitarbeiterin verbunden die für Hilfsmittel zuständig ist. Diese bestätigte das dann nochmals. Auf meine Frage ob Sie mir das freundlicher Weise schriftlich bestätigen könne damit ich das der Diabetesberaterin vorlegen kann, teilte Sie mir mit dass das erst möglich sei wenn schon ein Antrag gestellt wurde. Aber meine Diabetesberaterin könne sie gerne zu diesem Thema anrufen. Super. Als ich dieses der Diabetesberaterin vorschlug sagte sie mir wirsch, das sie das ganz sicher nicht tun werde,denn dafür hätte sie keine Zeit und ausserdem auch noch andere Patienten.Sie bestand auf eine schriftliche Erklärung der Krankenkasse. Ich spüre jetzt noch meine Galle schäumen.
Wer sich wehrt behält sein Pferd
Also rief ich nochmals bei der netten Dame der Krankenkasse an und schilderte ihr das Dilemma und meine Ratlosigkeit. Sie bot an sich direkt mit meinem Arzt in Verbindung zu setzten und sich danach wieder bei mir zu melden. Eine knappe Stunde später klingelte mein Handy und die Sprechstundenhilfe meines Arztes sagte mir das er gerne mit mit sprechen würde und stellte mich zu ihm durch. Er habe mittlerweile mit der Krankenkasse gesprochen und dass ich die Drähte ja ziemlich zum glühen gebracht hätte. Lange Rede kurzer Sinn – Es kommt Bewegung in die Sache. Nächsten Dienstag gibt es einen neunen Termin beim Arzt. Ziel ist es in den kommenden vier Wochen meine Blutzuckerwerte weiter zu verbessern um dann, nach dem Praxisurlaub, die Sache endgültig und inclusive Rezept auf den Weg zu bringen.Termin ist der 2. September. Na geht doch 🙂
Es ist ein Langer Weg durch die Prärie. Stay tuned.
tine /icaneateverything
31. Juli 2013 @ 21:43
Ach du Scheiße, mein lieber. Erstmal Respekt für dein Durchhaltevermögen. Ich wüsste echt nicht, wie ich auf die Sprüche deiner neuen Beraterin reagieren würde. Der gehören alle Bescheinigungen, diesen Beruf auszuführen, entzogen.
Aber dein Doc scheint ja wenigstens halbwegs mit dem Kopf dabei zu sein. Hoffe, es geht bald voran und alle halten ihre Deadline ein!
sugartweaker
1. August 2013 @ 15:13
#diabrofist Ich musste echt schwer an mir halten. Die kann einem echt den letzten Nerv rauben. Wenn das so weiter geht werde ich wohl mal mit dem Doc reden. Sie und ich das wird auf Dauer nicht gut gehen.
Matthias Lindl
31. Juli 2013 @ 22:51
Oh man… Da haste ja ganz schön viel machen müssen… Ich lebe auch noch in der Hoffnung das der Typ vom Leistungscenter meiner Kasse mir keinen Mist erzählt hat und ich nur Rezept,Gutachten und Kostenvoranschlag brauche…
#diabrofist
sugartweaker
1. August 2013 @ 15:17
Da drück ich dir ganz doll die Daumen. Ich hab ja auch auf jeden meiner Anrufe unterschiedliche Antworten bekommen.
Matthias Lindl
1. August 2013 @ 06:44
Komm nach Flensburg, dann machen wir die Pumpenschulung zusammen 😀
Aleks
2. August 2013 @ 00:31
Ich hab da auch so ne DiaBeraterin, die ein bisschen strange ist 😀 Bei mir gehts aber auch im September los mit Pumpenantrag, vielleicht kriegen wir sie ja zeitgleich 😀 Für welches Modell hast du dich denn entschieden?
sugartweaker
2. August 2013 @ 02:28
Ich hab mich für die Animas Vibe entschieden. Der Omni Pod stand zwar auch hoch in meiner Gunst wegen schlauchlos. Allerdings stört mich dabei dass man immer die Fernbedienung mitschleppen muss. Und ich kenne mich und weiss wie oft ich mein Handy mal irgendwo liegen lasse. Das wird mir damit bestimmt auch passieren. Dann doch lieber eine Pumpe die fest an mir dran ist 🙂 CGM Option und Wasserdichtigkeit sind m.E. auch Pro Argumente für die Vibe.
Jan
10. August 2013 @ 10:14
Übrigens gibt es keine zwei Widersprüche, man kann immer nur einmal Widerspruch erheben. Grundsätzlich ist es rechtlich so, dass die Krankenkassen bei einem Erstantrag die Notwendigkeit überprüfen müssen. Das machen alle Krankenkassen über den Medizinischen Dienst, bei Folgeanträgen wird dann teilweise auf den MdK verzichtet. Für diese Prüfung ist eine ausreichende Dokumentation der Blutzuckerverläufe unerlässlich.
sugartweaker
10. August 2013 @ 16:47
Okay, was die Widersprüche angeht hast Du wohl Recht. Bin mir auch nicht sicher ob es sich bei diesem Fall um einen Erst oder Folgeantrag handelte. Was die Prüfung durch den MDK angeht bin ich mir nicht so sicher ob die Krankenkassen dazu verpflichtet sind, wie du sagst. Im SGB V $275 Abs.2 steht, dass bei bestimmten Hilfsmitteln der MDK gefragt werden muss. Bei Hilfsmitteln die unter §33 (Hilfsmittel) fallen, und dazu gehören m.E. Insulinpumpen, is im Abs.3 jedoch nur von können die Rede. Ist natürlich ne gute Vorlage für die Krankenkasse sich hinter dem MDK zu verschanzen. Manche KK´s scheinen auch auf eine Prüfung durch den MDK komplett zu verzichten (siehe Artikel von Dr. Mathias Riedl)
Was die “ausreichende” Dokumentation der Blutzuckerverläufe angeht, scheint es bei den Krankenkassen auch Unterschiede zu geben. Bei einigen werden 3 Monate BZ Tagebücher verlangt, bei meiner KK hält man BZ Tagebücher der letzten 6 Monate für ausreichend. Dieses verwundert mich etwas. Denn der MDK arbeitet doch für alle Krankenkassen und somit sollten doch für alle die gleichen Anforderungen gelten. Oder liege ich da falsch ?? Wie dem auch sei: Meine BZ Daten der letzten 6 Monate liegen dem Doc vor.