Pumpenpilgern – Drama und harte Worte in der Praxis
Nach einem erneuten Termin bei meinem Arzt, ist das Projekt Insulinpumpe beinahe gescheitert. Aber nur beinahe. Denn der Fall nahm eine sonderbare Wendung.
Showdown – Now we add some Drama
Mein letzter Termin bei meinem Arzt verlief ja recht lautstark und endete mit einem Ultimatum meinerseits. Der Doc hatte zugestimmt bis zum 14.10 alle benötigten Unterlagen für den Pumpenantrag fertig gestellt zu haben. Dementsprechend zuversichtlich und gespannt fand ich mich, in Begleitung meiner Freundin, zum vereinbarten Termin in der Praxis ein. An der Anmeldung fragte man mich nach meinem Anliegen und ich sagte der jungen Sprechstundenhilfe, dass ich einen Termin mit dem Doc habe. Diese tippte dann eine Weile angestrengt auf ihrem Computer rum und wurde zusehends nervöser. “Also im Computer ist nichts eingetragen Herr Stiefeling. Hat ihnen der Doktor denn gesagt dass Sie heute kommen sollen ??” Ich fühlte wie es in mir anfing zu brodeln, bemühte mich aber nicht gleich wieder aus der Hose zu springen. “Natürlich hat der Doktor mir den Termin gegeben, deshalb bin ich ja nun hier und nicht weil der Kaffe hier so gut ist.” sagte ich. Sie : “Aber im Computer ist nichts eingetragen.” Ich: ” Das ist ja nun nicht mein Problem, ich habe den Zettel mit dem Termin den mir der Doktor beim letzten mal mitgegeben hat.” Während dessen kam der Doktor über den Flur geschritten und rief uns ein freudiges “Halloooo” entgegen. Als er mich erkannte, entglitten ihm seine Gesichtszüge. In einem Comic hätte der Zeichner in dem Moment wahrscheinlich ein grosse Gedankenblase mit den Worten “Oh shit” über dem Kopf des Doktors platziert. Der Doktor verschwand schnell wieder in einem seiner Sprechzimmer. “Dann nehmen Sie doch noch einen Moment im Wartezimmer Platz, der Doktor kommt dann gleich zu ihnen.” trällerte die Sprechstundenhilfe.
Wir gingen also ins Wartezimmer und warteten. Meine Freundin schüttelte etwas fassungslos den Kopf und sagte: “Wetten, das wird heute wieder nichts mit deinem Gutachten. Die scheinen dich vergessen zu haben oder dein Doc hat den Termin nicht im Computer eingetragen.
Nach ca. 15 Minuten betrat die Sprechstundenhilfe das Wartezimmer und erklärte, dass sie mit dem Arzt gesprochen hätte und dieser von einem Termin nichts wisse. Es würde ja bei mir um den Pumpenantrag bzw. das ärztliche Gutachten gehen und dieses sei noch nicht fertig. Das solle sie mir vom Doktor ausrichten. Am besten sei es, ich würde Ende der nächsten Woche noch einmal nachfragen.
Nun folgte ein kleiner Monolog meinerseits.
“Das werde ich garantiert nicht tun. Es war mit dem Doktor vereinbart, dass heute alle Unterlagen fertig sind und ich sie abholen kann. Wenn das nicht der Fall sein sollte wird mir der Doktor, anstatt Sie als Überbringer der schlechten Nachricht vorzuschicken, die Gründe dafür selber erklären müssen. Ich habe nämlich überhaupt keine Lust mich noch länger hinhalten zu lassen. Seien Sie doch so freundlich und richten das dem Doktor aus und wenn Sie damit fertig sind, stellen sie doch direkt meine Patientenakte zusammen. Ich werde mir dann jetzt eine andere Praxis suchen.”
Sichtlich erschrocken durch meine kleine Ansprache, verlies die Sprechstundenhilfe das Wartezimmer. Fünf Minuten später betrat der Doktor das Zimmer um zu erklären, dass wir ja gar keinen Termin hätten. Vielmehr sollte ich heute nur mal nachfragen wie denn der Stand der Dinge sei. Und der Stand der Dinge ist : ” Das Gutachten ist in Arbeit. So etwas dauert halt seine Zeit. Ich kann es ihnen nicht versprechen aber ich bemühe mich das bis nächste Woche erledigt zu haben.”
Ich entgegnete: ” Sie hatten mir zugesagt, dass zum heutigen Tage alles fertig ist. Darauf habe ich mich eingelassen und ihnen beim letzten Termin unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass dies die letzte Frist ist und ich mich andernfalls nach einen neuen Arzt umschauen werde. Und genau das werde ich jetzt tun. Händigen Sie mir also bitte meine Patientenakte aus.”
Darauf der Arzt wirsch : ” Das können Sie ja frei entscheiden. Ich bin aber nicht verpflichtet ihnen Ihre Akte heute auszuhändigen.”
Ich stocksauer: “Das habe ich auch gerade entschieden. Wann kann ich die Akte abholen ? ”
Der Doktor: “Irgendwann nächste Woche, das kann ich ihnen jetzt noch nicht sagen. Auf Wiedersehen.”
“Auf Wiedersehen ist in diesem Zusammenhang wohl der falsche Terminus. Treffender wäre: Und Tschüss” frötzelte ich und wollte gerade die Praxis verlassen, als sich meine Freundin in das Gespräch einklinkte.
“Herr Doktor, wir verlangen auf der Stelle ein verbindlichen Termin zu dem wir die Patientenakte von Herrn Stiefeling abholen können” sagte Sie mit dem nachdrücklichsten Tonfall den ich je von Ihr gehört hatte. Das klang schon fast so wie in einer Hollywood Anwalts Serie.
Der Arzt nannte uns nun unverzüglich den nächsten Montag als Termin und wir verabschiedeten uns. Auf dem Weg nach draussen rief uns der Arzt hinterher: ” Also brauche ich mich um das Gutachten nun nicht mehr zu kümmern oder ? ”
Ich drehte mich noch einmal um und sagte : “Das haben Sie bisher ja auch nicht getan. Jetzt ist es dann auch zu spät damit anzufangen. Das wir jetzt einer Ihrer Kollegen übernehmen.”
Auf dem Heimweg im Auto dachte ich, nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte, darüber nach ob das die richtige Entscheidung war. Vielleicht hätte ich dem Doc noch eine Woche Zeit geben sollen. So Nach dem Motto: Nächsten Montag nehme ich entweder das Gutachten oder aber meine Patientenakte mit. Doch dann erinnerte ich mich an einem Post hier auf dem Blog in dem ich unter anderem folgendes schrieb:
Ein gutes Verhältnis zu deinem Arzt ist eine wichtige Basis von der man gemeinsam alle Aspekte rund um die Diabetes-Therapie besprechen können sollte. Fühlst du dich bei deinem Arzt nicht gut aufgehoben oder traust ihm nicht über den Weg, dann wechsle den Arzt. Den dein Arzt sollte im Idealfall dein engster Vertrauter im Kampf gegen den Diabetes sein. Scheue dich nicht genau nachzufragen, wenn Dir etwas unklar ist oder du dir unsicher über seine Entscheidungen bist.
Ein guter Arzt wird dir die Zusammenhänge verständlich erklären. Und immer daran denken: Ärzte sind auch nur Menschen.
Der Tag danach
Ich blieb also bei meiner Entscheidung und beschloss mich am nächsten Morgen auf die Suche nach einer neuen diabetologischen Schwerpunktpraxis zu machen. Ich hatte allerdings die Befürchtung, dass ein neuer Arzt ja wahrscheinlich auch erst mal sein Handwerk an mir ausprobieren wollen würde. Das hiesse also alles noch mal vorn anfangen zu müssen. Den nächsten Morgen verbrachte ich also damit nach einer neuen Praxis zu suchen und telefonierte mit Freunden und Bekannten um mir deren Meinungen oder Erfahrungen zu der von mir auserkorenen Praxis einzuholen.
Ich war immer noch stinksauer über die Ereignisse vom Vortag. Ich setzte mich also an den Mac und beschloss meinem Ärger in einem neuem Blogpost zum Pumpenpilgern Luft zu machen. Bis dato hatte ich ja in meinen Blogposts niemals den Namen meines Arztes bzw. der Praxis erwähnt. Dies sollte sich nun ändern. Streng nach dem Motto ” Bist du scheisse zu mir, bin ich auch scheisse zu dir ” war ich im Begriff dem Doc, in einer Art ” offenen Brief “, mal so richtig die Meinung zu geigen. Als ich mich also gerade so richtig in Fahrt geschrieben hatte und darüber nachdachte, ob ich mich nicht evtl. an höherer Stelle über den Doc beschweren könne, klingelte das Telefon.
Kurz vor knapp ist auch noch pünktlich
Ich nahm das Gespräch entgegen nachdem die Nummer auf dem Telefondisplay mir seltsam bekannt vorkam. Am anderen Ende meldete sich eine Mitarbeiterinn der Praxis meines (Ex) Arztes. “Hallo Herr Stiefeling, der Doktor hat mich gebeten ihnen mitzuteilen, dass Ihr medizinisches Gutachten für den Pumpenantrag fertig ist. Sie müssten nur noch mal vorbei kommen, da wir eine Unterschrift von Ihnen benötigen wegen der Datenfreigabe.”
Damit hatte ich nun nicht gerechnet und ich war für einen Moment lang sprachlos (das passiert mir nicht all zu oft). Ich sagte, dass ich ja nun etwas verwundert sei. Denn der Doc hatte mir am Abend vorher ja gesagt, dass er mindestens noch eine Woche bräuchte. Die gute Dame verband mich darauf mit dem Doc. Dieser schien bester Laune zu sein und teilte mir das was seine Angestellte mir bereits gesagt hatte nochmals mit. Er hoffe das nun alles in meinem Sinne sei und das er auch nicht nachtragend sei, wegen meines ungehaltenen Auftritts am Vorabend.
Ich habe keine Ahnung was letztendlich der Grund für diesen Richtungswechsel war. Auch wenn ich es gerne wüsste, zählt unterm Strich ja nur das Ergebnis. Ich eilte also in die Praxis um das Objekt der Begierde in Empfang zu nehmen. Dort angekommen begrüsste mich der Arzt und bat mich in ein Sprechzimmer. Keine Anmeldung, kein Wartezimmer ….. nichts dergleichen. Im Sprechzimmer überreichte mir der Arzt das Gutachten und bat mich es durchzulesen und wenn ich keine Einwände hätte zu unterschreiben. Dann könne ich es bei der Krankenkasse einreichen und die Sache wäre dann auf den Weg gebracht. Ich wies ihn darauf hin das das Gutachten ja nur ein Teil der benötigten Unterlagen sei und das etwas entscheidendes noch fehle. Er wusste sofort was ich meinte und stellte mir das entsprechende Rezept aus.
Boom there it is
Ich bin total happy. Wieder einmal bewahrheitet sich der alte Spruch meiner Oma:
“Wer sich wehrt, behält sein Pferd “
Klar ist das erst ein Etappensieg und ich weiss dass letztendlich die Krankenkasse oder der MDK über den Antrag entscheiden werden. Aber jetzt kann´s endlich losgehen.
Stay tuned. Mission in Progress.
Basti Rösche via Facebook
16. Oktober 2013 @ 16:49
Hat er vielleicht einen “Shitstorm” befürchtet? 😉 Ich drück dir die Daumen!
Finn
16. Oktober 2013 @ 16:54
YES … sehr gut. 🙂
aber auch Hut ab von Deinem Arzt. Wenn es dann jetzt noch mit der Pumpe klappen sollte, dann ist ja fast alles in Butter. Sicher sollte man sich von seinem Arzt nichts gefallen lassen, schließlich sind wir in gewissen Sinne ja seine “Kunden”. Aber genauso wichtig ist ein gutes Verhältnis zu seinen Arzt.
LG Finn
Antje Thiel via Facebook
16. Oktober 2013 @ 22:41
Hotte hüh, ein Hoch auf deine Oma!