Wie berechnet man Fett Protein Einheiten ?
Die Grillsaison 2015 ist eröffnet und mir fiel beim diesjährigen Angrillen ein, dass ich euch noch den zweiten Artikel zu den FPE´s schulde. Los geht´s…
Was genau Fett Protein Einheiten sind und welchen Einfluss sie auf unseren Blutzucker haben, gab es ja schon vor einiger Zeit hier zu lesen: Über die Wirkung von FPE
Die grundlegende Erklärung spar ich mir also an dieser Stelle.
Ehrlich gesagt weiss ich nicht warum mir dieses Thema immer im Zusammenhang mit Grillen in den Kopf kommt. Wahrscheinlich weil mein Blutzucker gerade nach exzessiven Genuss von frisch gegrillten, regelmässig noch Stunden später in Werte-Regionen jenseits der 250 mg/dl rumturnte. Dies konnte ich mir lange Zeit nicht erklären bis ich auf die FPE´s aufmerksam wurde. Nachdem ich nun also weiss was FPE´s im Körper so veranstalten, steht die Frage im Raum wie ich dem durch Bolusanpassung entgegen wirken kann.
Das Prinzip ist einfach
Das Prinzip dahinter lautet in etwa so.
Für die Kohlenhydrate in der Nahrung wird wie gewohnt der abzugebende Bolus berechnet und sofort abgegeben. Zusätzlich werden die FPE der Nahrung und der dafür benötigte Bolus ermittelt. Dieser wird aber nicht sofort abgegeben, sondern abhängig vom Fett und Protein Gehalt der Nahrung verzögert abgegeben.
Klingt erstmal kompliziert. Und das ist es auch. Deshalb versuche ich das mal anhand eines Beispiels zu erklären.
In der Praxis ist es nur Mathe
Nehmen wir einmal an, wir gönnen uns an einem dieser herrlichen Sommerabende ein ordentlich gegrilltes, 250 Gramm Rindersteak zusammen mit etwas Salat und vier Scheiben Knoblauchbrot (40 gr KH).Den Salat können wir in unsere Berechnung getrost aussen vor lassen, da sich hier sicherlich keine nennenswerten Kohlenhydrathe finden lassen. ( Es sei denn die Salatsauce ist wieder mal extrem gezuckert).
Das Brot berechne ich also wie gewohnt. Mein KHE Faktor ist derzeit 1.5:
[latex s=3]left( frac{ 40gr }{ 10gr} right)*1,5 = 6 IE[/latex]
Beim Rindersteak wird die Sache etwas komplizierter.Laut Herstellerangaben auf der Verpackung hat unser Steak einen Kaloriengehalt von 378 kcal. Aber wie zum Henker soll man daraus die KE´s ableiten? Dazu muss man wissen, dass eine FPE 100 kcal entspricht und genauso mit Insulin abgedeckt wird wie eine KE.
[latex s=3]100 kcal = 1 FPE = 1 KE[/latex]
Also gilt für unser Rindersteak:
[latex s=2]frac{ 378 kcal }{100 kcal } = 3,8 FPE[/latex]
[latex s=2]3,8 FPE * 1.5 (KHE Faktor) = 5,7 IE[/latex]
Nun gilt noch zu klären wie lange dieser Bolus verzögert werden soll.
Hier hat man sich auf folgendes geeinigt.
FPE | Verzögerung |
1FPE (100kcal) | 3 Stunden |
2FPE (200kcal) | 4 Stunden |
3FPE (300kcal) | 5 Stunden |
4FPE und mehr | 7 bis 8 Stunden |
Insgesamt komme ich also auf einen Mahlzeitenbolus von 11,7 IE.
6 Einheiten spritze ich sofort und die restlichen 5,7 Einheiten gebe ich mit Hilfe der Combo Bolus Funktion meiner Pumpe über 5 Stunden verteilt ab.
Zu Guter letzt muss jeder für sich entscheiden ob sich der “Aufwand” zur Berechnung von FPE´s lohnt oder nicht. Und vor allem, sollte man vorher mit seinem Arzt darüber sprechen.
Ich habe mit dieser Vorgehensweise bei fetthaltigen Speisen sehr gute Erfahrungen gemacht und kann damit den kommenden Grillfesten in diesem Sommer entspannt entgegen sehen.
Die Berechnungsmethoden in diesem Artikel orientiert sich an einem Vortrag der Diätassistentin/Diabetesberaterin DDG Frau Gisela Hogenaar aus dem Jahre 2011.
klaeui
21. April 2015 @ 21:59
Nach dem ich nun in der Region Basel viele Ernährungsberatungen und die Diabetesgesellschaft angefragt und mehrheitlich absagen für eine Schulung erhalten habe kommst du mit der Lösung. Sehr gut! Danke.
Eine Ernährungsberatung hat mir zugesagt, dass ich die Schulung machen könne und diese werde ich besuchen und dann die Ergebnisse vergleichen 😉
klaeuiblog
22. April 2015 @ 09:45
FPE – Die Herausforderung
Warum ich eine Schulung zum Thema Fett-Protein-Einheit möchte und wie steinig der Weg dazu ist.