Sport und Diabetes – läuft bei mir !!
Jedes Jahr ende Mai zieht es tausende Läufer in den hohen Norden zum Lauf zwischen den Meeren. Es gilt die 95,5 Kilometer lange Strecke von Husum nach Damp zu bewältigen. Natürlich nicht alleine sondern im Team. Denn der LzdM ist ein Staffellauf. Unter den mehr als 750 gemeldeten Teams ging auch dieses Jahr wieder das aus Typ1 Diabetikern bestehende Team Powered by Insulin mit zwei Staffeln aus jeweils zehn Läufern an den Start.
Was vor wenigen Jahren aus einer Bierlaune heraus entstand ist mittlerweile zu einer Art Mission geworden. Die Devise ist – Aufmerksamkeit für das Thema Diabetes erwecken und zeigen, dass mit Diabetes alles möglich ist. Und das nun zum dritten Mal in Folge.
Nun könnte man annehmen der LzdM sei ein Laufevent unter vielen anderen. Oberflächlich betrachtet ist es das auch. Schaut aber mal etwas genauer hin entdeckt man neben der klar im Vordergrund stehenden sportlichen, eine in meinen Augen noch viel wichtigere Komponente. Und damit meine ich das gemeinsame Erleben eines solchen Events mit Menschen die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie man selbst. Wann hat man schon mal die Gelegenheit zusammen mit anderen Diabetikern ein sportliches Wochenende zu verbringen und sich gegenseitig auszutauschen. Das ist für mich das definitive Highlight neben dem Sport. Und da das Powered by Insulin Team kein festes Team ist, sondern jedes Jahr immer wieder neue Gesichter dabei sind, ist es auch jedes Jahr erneut spannend.
Damit so etwas für alle Beteiligten auch reibungslos und möglich stressfrei funktioniert hat sich das Orga Team auch dieses Jahr wieder mächtig ins Zeug gelegt. Für alles war bestens gesorgt Unterbringung, Verpflegung, Team Shirts, Shuttle Service zu den Startpunkten etc.. Alles top. Eine Mega Leistung für die ich mich hier nochmals ausdrücklich bedanken möchte. Das alles wäre natürlich nicht möglich ohne die tolle Unterstützung von unseren Sponsoren. Auch dafür von mir ein riesiges Danke!!
Start in Husum
Der Lauf startet um 9.00 Uhr in Husum. Kathi und Rudi waren die Läufer der ersten Etappe und wurden von den Supportern am Morgen nach Husum gefahren. Manu und ich begleiteten sie um endlich einmal den Start mitzuerleben. Kaum in Husum am Hafen angekommen ging es auch schon los. Hunderte Läufer tummelten sich im Husumer Hafen und fieberten bei besten Wetter dem Startschuss entgegen. Dieser viel dann auch pünktlich um 9:00 Uhr und das imposante Läufer Feld setzte sich in Richtung Wittbek in Bewegung.
Meine Etappe von Fahrdorf nach Fleckeby
Einige Stunden später war ich an der Reihe meinen bescheidenen Beitrag zum Erfolg der Staffel zu leisten. Es galt 8,2 Kilometer von Fahrdorf nach Fleckeby zu laufen.In den letzten zwei Jahren waren meine Etappen immer so um die 10 bis 11 Kilometer lang. Erfreulicher Weise konnte ich dieses Jahr eine der kürzeren Etappen für mich ergattern. Das war auch gut so denn dieses Jahr hatte ich mit dem Training etwas zu spät begonnen, so dass ich mit dieser Distanz gut leben konnte. Mein erklärtes Ziel dieses Jahr lautete ” Überleben und in Würde ankommen” und das ganze wenn möglich mit einem Schnitt von unter 7 Minuten pro Kilometer. In diesem Jahr waren die Teams nach sportlichem Ehrgeiz geteilt. Team 1 war also auf Tempo getrimmt, während bei Team 2 das Motto “Just for Fun” vorherrschte. Für dieses Jahr war ich also im Team 2 unterwegs.
So fand ich mich also gegen 11:00 Uhr in Begleitung von Finn, Manuela und dem Filmteam auf dem Sportplatz in Fahrdorf ein der als Wechselzone fungierte. Hier warteten wir dann gespannt auf das eintreffen unserer Läufer Ulrike (Team 1) und Bente (Team 2). Mittlerweile hatte sich schon herumgesprochen dass der zeitliche Abstand zwischen Team 1 und Team2 schon mehr als 45 Minuten betrug. Nach einer guten dreiviertel Stunde tauchte dann Ulrike am Horizont auf und übergab den Staffelstab an Finn, der dann damit von dannen zog. Für mich hieß es nun warten auf Bente…….. und warten…… und warten….. und warten……
Irgend wann entschied sich Ulrike die ja gerade ihre Etappe hinter sich gebracht hatte, Bente entgegen zu laufen um sie eventuell zu unterstützen. Etwa 30 Minuten nachdem Ulrike los gelaufen war, tauchte sie zusammen mit Bente wieder auf. Nun ging es auch für mich endlich los. Bente übergab mir sichtlich erleichtert die Staffelstab und ich trabte los. Meine Strecke führte mich anfangs entlang einer Land Strasse durch Wiesen und Rapsfelder, immer wieder unterbrochen von bewaldeten Abschnitten. Hin und wieder gab es kleine Anstiege oder auch mal richtige Hügel, die man im hohen Norden eigentlich gar nicht vermuten würde. Irgendwann nach der Hälfte der Distanz führte die Strecke für eine Weile unmittelbar an der Schlei entlang, bevor es durch einen kleinen Wald bergauf in Richtung Fleckeby ging. Das war auch der Zeitpunkt an dem ich dann eins meiner Powergels verspeiste, denn meine Animas die mit dem Dexcom CGM gekoppelt war, zeigte mir leicht abfallende Trendpfeile und einen Bz von 126 mg/dl an. Ach ja gestartet war ich übrigens mit 205 mg/dl und einer auf 10% reduzierten Basalrate. Als endlich eine Fahne mit der Aufschrifft ” Nur noch 1 km” auftauchte, ahnte ich noch nicht wie zäh dieser letzte Kilometer werden würde. Zunächst verlief dieser etwa 600 Meter durch eine malerische Allee. Bäume Links, Bäume rechts und in der Mitte ein schattiger Waldweg. Doch diese Idylle war eine trügerische. Denn kurz darauf machte der Weg eine Kurve und nach dieser ging es noch mal knackig bergauf zur Wechselzone in Fleckeby.
Das war mir dann echt zu viel des Guten und ich begann den Streckenplanner zu verfluchen, während ich immer wieder kurze Gehpausen einlegte. Aber auch das war dann irgendwann vorbei und ich lief völlig fertig in die kleine Waldlichtung ein. Die Anwohner hatten hier ein richtig kleines Volksfest am Start. Mit Band, Hüpfburg und allem Chi Chi. Ich stolperte Alex entgegen und gab ihr den Staffelstab und sie rannte los. Nach einer kurzen Verschnaufpause ergab ein Blick auf´s CGM einen Wert von 148 mg/dl , den ich ganz okay fand. Ich setzte nun meine Basalrate für 2,5 Stunden auf 130%. Wie sich später heraus stellte, blieb mein BZ bis zu Abendessen im 120 er Bereich. Toll.
Nach den obligatorischen Gruppenfotos am Strand, ging es dann wieder nach Holzdorf wo schon ein hervorragendes Catering auf uns wartete. Der Rest des Abends verging wie im Flug bei guten Essen, dem ein oder anderen Kaltgetränk und natürlich vielen Erlebnisberichten vom Lauf. Wie man sich denken kann, zog sich das bunte treiben bis tief in die Nacht. Am nächsten Morgen, nach gemeinsamen Frühstück traten viele Teilnehmer die Heimreise an mit dem Wunsch auch im nächsten Jahr wieder dabei sein zu können. Hier noch ein paar Eindrücke vom LzdM im Video: