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Über die Wirkung von FPE Einheiten

Das richtige Einschätzen und Berechnen von Kohlenhydraten und deren Abdeckung mit Insulin ist das A und O einer erfolgreichen Diabetes Therapie. So dachte ich lange Zeit. Doch es sind nicht nur die Kohlenhydrate in unserer Nahrung, die Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben, auch andere Gesellen haben da ein Wörtchen mitzureden.

Der Grillabend des Grauens

Hin und wieder kommt man ja in den Genuss einer Einladung zum Grillen bei Freunden. So toll diese Abende auch sind, aber aus diabetischer Sicht sind sie für mich nach wie vor eine Herausforderung. Alte Bekannte wie der obligatorische Kartoffel oder Nudelsalat  wollen ebenso richtig eingeschätzt werden, wie irgendwelche “Neukreationen” der Gastgeberin. Ähnlich verhält es sich mit den diversen Soßen die man neben dem Grillgut und den Salaten auf seinem Teller platziert. Das ein oder andere Bierchen oder ein Cocktail noch dazu und schon fängt es an kompliziert zu werden. Während ich anfangs noch sportlich versuchte der Lage Herr zu werden, bin ich zeitweise dazu übergegangen nur noch grob die KH zu schätzen und den Abend unter  “Ausnahme” zu verbuchen. Schließlich wird ja nicht jeden Abend gegrillt.  Aber auch wenn ich meinen Appetit zügelte und nur eine überschaubare Menge an KH zu mir nahm, bei der ich mir absolut sicher war, dass der Bolus den ich dafür abgab korrekt ist, waren meine Blutzuckerwerte oft Stunden später noch unerklärlich hoch. Selbst wenn es so gut wie keine Kohlenhydrate, zum Beispiel ein Stück Fleisch vom Grill und etwas grünen Salat gab. Sehr merkwürdig.

Auf der Suche nach der Lösung

Natürlich weiß ich das Kohlenhydrate nicht gleich Kohlenhydrate sind, sondern durchaus unterschiedlich auf den Blutzuckerspiegel wirken können. Die einen gehen schneller, die anderen deutlich langsamer ins Blut. Auch dass Fett die Umwandlung von Kohlenhydraten in Glukose deutlich ausbremst, ist mir bekannt. Irgendwann fing ich also damit an den Mahzeitenbolus zu splitten. Einen Teil zum Essen und den Rest ein bis zwei Stunden später. Das funktionierte hin und wieder recht gut, andere Male ging es komplett nach hinten los. Also klassisches “Try & Error” Verfahren. Damals war ich ja noch mit Pen´s und ICT unterwegs und hatte von Pumpenträgern von solchen Funktionen wie Combo, Split oder Multiwave Bolus gehört. Egal wie man das Kind auch nennt, unterm Strich geht es darum, einen Mahlzeitenbolus nicht komplett sondern verzögert über einen gewissen Zeitraum abzugeben. Anfangs war mir überhaupt nicht klar wozu das gut sein sollte, beschloss aber das mal auszuprobieren.  Mein grösstes Problem dabei war zu entscheiden wieviel des Bolus ich direkt und wieviel davon ich später abgeben sollte. Und auch die Frage wie viel später. So experimentierte ich also eine Weile vor mich hin, immer noch in dem Glauben, dass die Kohlenhydrate und deren unterschiedliche Wirkung auf den Blutzucker die Wurzel des Übels seien.

Nach einigem Rumfragen in der #deDoc und Recherchen im Internet, hörte ich dann öfters folgende Frage:

“Berechnest Du eigentlich die FPE ?”

Ehrlich gesagt hatte ich davon bis dato zwar mal etwas gehört, hatte aber überhaupt keinen Schimmer, wie das funktioniert. Ich erinnerte mich noch, dass ich das damals als “zu kompliziert” abgetan habe. Denn schliesslich ist das Berechnen der Kohlenhydrate ja schon nervig genug. Jetzt soll ich auch noch FPE Einheiten berechnen ??? Liebe Diabetes Bitch, irgendwann hört der Spass auf. Und zwar jetzt. So viel also zur Vorgeschichte. Kommen wir zum eigentlichen Thema.

Was bedeutet FPE ??

FPE ist die Abkürzung von Fett Protein Einheit und beschreibt den Anteil von Kalorien aus Fetten und Protein (Eiweiß) in unserer Nahrung. 1 FPE entspricht 100 kcal aus Fett und Eiweiß.

Warum sollte man FPE überhaupt berechnen ??

Neben der Umwandlung von Kohlenhydraten in Glukose, besitzt unser Körper auch die Fähigkeit Fette und Eiweiße in seine Bestandteile aufzuspalten. Beim Eiweiß sind diese Bestandteile die Aminosäuren und bei den Fetten ist es das Glycerin. Unsere Leber ist in der Lage  aus diesen Bestandteilen neue Glukose zu erzeugen.  Diesen Vorgang nennt man Gluconeogenese . Dieser Vorgang dauert recht lange (ca.6 bis 8 Stunden ). Ist also gerade mal keine Glukose aus Kohlenhydraten vorhanden, springt die Leber mit ihrer Glukoseneubildung ein. Denn schliesslich wollen ja alles Körperzellen mit Energie versorgt werden. Diese neu gebildete Glukose wird also von der Leber peu à peu ins Blut abgegeben. Mit andern Worten:  So kann es auch Stunden nach dem Essen noch zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels kommen, wenn zum Beispiel sehr fett- und eiweiß reich gegessen wurde. Unpraktischer Weise fängt die Leber leider erst mit ihrer Glukoseneubildung an, wenn unser zur Mahlzeit abgegebener Mahlzeitenbolus schon längst nicht mehr wirkt. Der aufmerksame Leser merkt an dieser Stelle bereits, dass hier also der Hase im Pfeffer liegt und nicht, wie ich anfänglich mutmaßte, bei der unterschiedlich schnellen Wirkung der Kohlenhydrate.

Ha, das ist doch eine Erklärung mit der man etwas anfangen kann oder ??

Aber was und wie man damit anfängt ist Inhalt des zweiten Teils dieses Artikels.