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DX Stockholm – Über Zukunft und Entscheidungen

Ein Bericht über ein Wochenende in Stockholm mit viel Sonne und dem grandiosem Inhalt.


Am letzten Wochenende durfte ich auf Einladung von Abbott am DX  ( Diabetes Exchange) Stockholm teilnehmen. Dies war die Fortführung des im letzten Jahr erstmalig veranstalteten DX Berlin.Nun sitz ich hier und versuche meine Gedanken und Erlebnisse vom letzten Wochenende in Worte zu fassen. Gar nicht so leicht denn irgendwie bin ich mir gerade nicht sicher, ob ich ein Bild in bunten Farben oder eine düstere Bleistiftskizze davon zeichnen soll. Denn auch wenn das Event  in puncto Organisation, Inhalt und Teilnehmer perfekt war, gab es doch einen kleinen Wermutstropfen der das Ganze etwas überschattete. Aber da das Motto dieses Events ja “My Future. My Choices.” lautete, greif ich das mal so auf und fange mit dem positiven an. Choice is made.

Die Sonnenseite

Der Flughafen Arlanda begrüßte mich am Freitag mit hervorragendem Wetter. 27 Grad, Sonnenschein und nur ein paar Miniwolken am Himmel. Eine Stunde nach mir trafen auch Annika,Lisa, Sarah, Mike und Kariem am Flughafen ein und wir fuhren zusammen im Taxi nach Stockholm.
Nach Ankunft im Scandic Haymarket Hotel mitten in der Stockholmer City, erkundeten wir nach dem einchecken kurz die Umgebung. Zurück am Hotel trafen wir dann auf die anderen Teilnehmer, die teilweise schon früher angereist waren. Wenn die europäische (Diabetes) Blogosphäre geballt auf einander trifft, gibt es naturgemäß erstmal ein riesen Hallo. Klar, viele von uns kennen sich bereits seit Jahren durch das bloggen oder von anderen Events. Trotzdem lernt man auch immer wieder neue Leute aus dem Diabetes Universum kennen. Nachdem wir uns nun alle begrüßt hatten, fuhren wir mit dem Bus ins “Wissenschaft und Technologie Museum” zur offiziellen Begrüßung und Eröffnung des DX Stockholm. Im Anschluss daran erklärte uns ein Mitarbeiter des Museums die Entstehungsgeschichte des Museums und der derzeitigen Ausstellung Mega Mind.

MegaMind – A quest for the curious

MegaMind is a place where you experiment your way to new smart ideas. Ideas are the answers to all questions and the solution to every problem. But how do you come up with a good idea? In MegaMind, you explore how it all works and how you can train your brain to become even more creative. Paint with your eyes, make virtual sculptures or create music using the power of thought – and other things you didn't think were possible!

Besser hätte die Einführung in das diesjährige Thema des DX nicht sein können und spätestens nach dem man einige der Installationen ausprobiert hatte, wurde man in den Bann dessen gezogen was mit Kreativität und Technologie möglich ist. Und dem das es noch möglich zu machen gilt, vor allem mit Blick auf Diabetes Technologie 🙂 Auf diesem riesen Abenteuer Spielplatz tobten wir uns dann noch eine Weile aus, bevor es per Bus zurück ins Hotel ging. Dort ließen wir den Tag bei einem Getränk ausklingen.

Der nächste Tag begann für einige von uns schon recht früh mit Sport. Auf dem Program stand ein geführter Lauf durch Stockholm. Mir steckte noch der Lauf zwischen den Meeren in den Knochen und mein Bedarf an Joggen ist erstmal für ne Weile gedeckt, weshalb ich mich für ausschlafen entschieden hatte. Nach dem Frühstück gingen wir alle gemeinsam zur Lounge No 18 in der Stockholmer Innenstadt. Hier erwartete uns ein geballtes Programm von hervorragenden Vorträgen. Diese hier alle adäquat wieder zu geben, würde den Rahmen sprengen. Deshalb gehe ich nur kurz auf die einzelnen Beiträge ein.

Creative Storytelling

Den Anfang machte Kate Steele und gab uns Tips wie wir unsere Artikel, Blogposts und Geschichten noch kreativer und interessanter erzählen können. Was sind die Punkte die eine Geschichte interessant werden lassen und den Leser in Bann ziehen und wie sind gute Geschichten eigentlich aufgebaut ??



Snapchat

Danach gab es ein Chrashkurs in Snapchat und zwar von Geir Ove Pederson, der es geschafft hat mit Fotos von Leuten auf der Strasse, die er berabeitet und dadurch in einen anderen Kontext setzt, innerhalb kurzer Zeit eine riesige Fanbase aufzubauen und mittlerweile davon Leben kann.

Einen Ausblick auf die Zukunft

Nach dem Lunch gab uns der Futurist einen Ausblick auf die Zukunft. Welche Technologien werden in der Zukunft unser Leben beeinflussen.Welche Fortschritte gibt es auf den Gebieten der künstlichen Intelligenz, der Robotic, dem Internet of things und was werden die nächsten technologischen Meilensteine sein. Viele seiner Prophezeiungen fand ich super spannend, andere dafür aber auch äusserst beängstigend.


Bodyhacking

Kaum vom vorherigen Vortrag erholt, kam auch schon der nächste nicht weniger spannende Vortrag. Bodyhacker Hannes Sjoblad erklärte uns worum es beim Bodyhacking geht und welchen Einfluss Technologie schon heute auf unseren Körper hat. Er nahm uns mit auf eine digitale Safari durch mehrere Räume wo dieses zuerst recht abstrakt wirkende Thema anschaulich dargestellt wurde und sogar ausprobiert werden konnte. Da gab es dann per Gehirnstrom gesteuerte künstliche Hasenohren, die durch ihre Stellung signalisieren ob der Träger gerade fokussiert oder abgelenkt ist. Auch wenn einem das zuerst etwas absurd erscheint, zeigt es aber deutlich wohin die Reise geht. An einer anderen Station gab es ein Gerät mitdem man in der Lage ist die Kontrolle über zb. einen Arm einen anderen Menschen zu übernehmen. All das waren nicht etwa irgendwelche hochdotierten Experimente einer Universität, sondern alles Projekte an denen Biohacker in ihrem Hobbykellern basteln. Mit der Vision das der menschliche Körper in Zukunft andere Fähigkeiten haben könnte als heutzutage. Und das dieser Ansatz nicht nur Computer Freaks und Programmierer fasziniert, sondern auch Biologen und DNA Techniker, zeigten uns die Nächsten Stationen.

More Education more Choices

Der Wert von Wissen und Information für Patienten.
Das war das Thema von Marie Ennis O´Connor, die in einem sehr ergreifenden Vortrag die Möglichkeiten vorstellte, die uns heute als Epatient zur Verfügung stehen um unsere Krankheit zu managen oder um sich Wissen darüber anzueignen.

The Power of Mindfullness

Nach soviel geballten Informationen, war nun etwas Entspannung angesagt. Rebecka Pobst referierte über die Kraft des Bewusstseins und wie man sein Leben bewusst im hier und jetzt leben kann. Eigentlich war dieser Vortrag eher eine Art Gruppen Meditation und ich hatte Mühe mich wach zu halten. Denn die ruhigen sanften und wiederholt vorgetragenen Worte, liessen einem fast keine andere Wahl, wären sie nicht ab und dann von lauten Motorrad Geräuschen von der Straße übertönt worden. Auch um mich herum versackten alle mehr oder weniger Tiefenentspannt in sich hinein bzw. taten so um per Handy unter dem Tisch lustige Tweets abzusetzen.

Diese Entspannungsübung war zugleich der letze Vortrag des Tages.  Die insgesamt sehr guten und interessanten Vorträgen wollten nun ersteinmal verarbeitet werden und so war es gut, daß wir nun ein wenig Freizeit hatten bevor wir uns zum Abendessen in “Kung Carls Bakficka” Restaurant wieder trafen.

Beim Abendessen hatte ich das Vergnügen mit Chris Thomas von Abbott am Tisch zu sitzen. Chris war massgeblich an der Entwicklung des Freestyle Libre Sensors beteiligt. So hatte ich Gelegenheit ein paar meiner Fragen die mir auf den Nägeln brannten loszuwerden und Chris gab bereitwillig Antwort. Eine Lösung für mein Problem mit den Hautreaktionen hatte er aber natürlich auch nicht. Er versicherte mir aber, dass Abbott diese Problematik kennt und daran gearbeitet würde und erkundigte sich danach wie ich mit meiner Hansaplast Methode zu Recht komme. ” Gut dass Du für dich eine Lösung gefunden hast die für Dich funktioniert. Unsere Aufgabe ist es aber eine Lösung zu finden die für alle funktioniert” war sein Statement. Im Anschluss sprachen wir noch über mehr oder weniger sinnvolle Features, die man in zukünftige Systeme einbauen könnte oder eben nicht.
Zu guter letzt gab es nach dem Abendessen noch einen Drink in einer Art Biergarten unweit des Restaurants und damit endete dann der offizielle Teil des Abends. Auch an diesem Abend traf man einige Teilnehmer später and der Hotelbar wieder.

Der Sonntag startete etwas turbulent.

Nach einem gemeinsamen Frühstück in einem extra für uns reservierten Konferenzraum  stand “Information Exchange with Abbott leadership” auf dem Plan. Doch dieser Plan sollte sich, durch einen unschönen Zwischenfall etwas verzögern. Denn Lisa von Lisabetes, hatte mit einer schweren Hypo zu kämpfen und klappte vor dem Frühstücksbuffet erstmal unbemerkt zusammen. Natürlich eilten wenige Augenblicke später die ersten Helfer aus der Community zu stelle und natürlich auch Leute von Abbott und versuchten Lisa zu helfen. Was zunächst gar nicht so einfach war, denn Lisa brauchte eine ganze Weile, bis sie wieder bei sich war. Während dessen breitete sich zu weilen hektisch bis panikartiger Aktionismus aus. Verständlicher Weise. Denn auf einmal war Schluss mit der “Alles Tuffi – rosaroten Diabetes Welt. Während die einen Versuchten Lisa wieder zu Bewusstsein zu bekommen, telefonierten andere nach dem Notarzt oder versuchten Kariem Mekawe (als unseren deutschen Ansprechpartner für das Event) zu erreichen. Wieder andere riefen nach Cola oder Hypo Kits oder versuchten den Bereich um das Buffet vor dem Lisa lag und krampfte abzusperren. Für mich und die anderen umher stehenden eine bizarre Situation. Das Gefühl helfen zu wollen, gleichzeitig aber zu wissen, daß es nicht besser wird wenn man sich da jetzt auch noch “einmischt”, ist sehr befremdlich. Matthijs und Steffi die direkt bei Lisa auf dem Boden hockten, blieben trotz des Troubles jedoch sehr ruhig und besonnen und halfen Lisa so gut sie konnten bis schliesslich das Notarztteam kam und übernahm. Nach einer Glukagonspritze kam Lisa auch wieder zu sich und ihr Zustand stabilisierte sich.
Wenn man dieser Situation überhaupt etwas Gutes abgewinnen kann, dann daß sie drastisch zeigte wie schmal der Grad ist auf dem wir Diabetiker uns bewegen ist und das trotz aller Hightech immer noch was schief gehen kann. Immer !!! Nach Lisas unfreiwilliger Vorführung einer Hypo der miesesten Variante, saß uns und den Abbott Mitarbeitern der Schock metertief in den Gliedern.

Der nun folgende Informationsaustausch begann mit dem, womit die meisten von uns schon gerechnet hatten. Chris Thomas stellte die Libre Link App wurde vorgestellt. Libre Link ist eine Android App mit der man  die Libre Sensoren auslesen kann und zwar die erste offiziell von Abbott freigegebene . Ähnlich wie mit dem Lesegerät, fährt man mit dem Smartphone über den Sensor und bekommt seinen Wert angezeigt. Darüberhinaus bietet die App eine Tagebuchfunktion so wie die Möglichkeit Reports zu generieren und zu versenden. In Schweden ist die App schon länger auf dem Markt und hier zulande soll innerhalb der nächsten Wochen zu bekommen sein. Der Umstand das die App in Schweden schon veröffentlicht ist, hatte dafür gesorgt das einige Anwender sie schon installiert hatten. Deshalb blieb der Wow Effekt weitestgehend aus. Ich selber habe sie noch nicht testen können, aber bisher hört man nur gutes. Was mir neu war ist die Möglichkeit, App und Lesegerät parallel zu nutzen. Dazu kann man innerhalb der Startphase des Sensors, den Sensor noch einmal mit dem Lesegerät starten und kann dann beide Geräte zum scannen nutzen. Allerdings sollte man darauf achten mit jedem der Geräte mindestens einmal alle 8 Stunden zu scannen, da sonst eine Datenlücke entsteht. Logischer Weise fehlen auf dem Smartphone auch die Werte der Blutzuckermessungen, diese macht man mit dem Blutzuckermessgerät seiner Wahl und trägt die Werte per Hand ein. Die Reports sind die gleichen wie sie auch die Desktop Software erzeugt. In Ermangelung eines Android Smartphones kann ich die App leider nicht testen, denn bisher läuft sie nicht auf IOS Geräten.
Im Zusammenhand mit der App lies Abbott auch noch eine weitere Katze aus dem Sack. Durch eine Kooperation mit Diasend ist nun möglich die mit der Librelink App gesammelten Daten, direkt nach Diasend zu übernehmen um sie dort mit Daten aus anderen Devices (zb. Insulinpumen) weiter zu verarbeiten und auszuwerten. Eine Super Sache für alle deren Daten sich über mehrere Geräte verteilen. Ich bin gespannt, wie die Librelink App angenommen wird und was wir in Zukunft noch aus dem Hause Abbott erwarten dürfen. Denn wir wissen ja:

“Für jedes Problem gibt es eine App”

Im Anschluß gab es noch eine Frage und Antwort Runde und damit endete der #DXStockholm.
Neben dem absolut tollen Programm, der tollen Stockholmer Kulisse und dem Austausch mit der Industrie sind es aber vor allem die Menschen die solch ein Event zum Highlight machen. Ich habe mich mehr als wohl gefühlt und hatte eine tolle Zeit in Stockholm mit fantastischen Menschen aus unserer #DOC. Bleibt mir noch Abbott ein Fettes Danke dafür zu sagen, daß ich Teil dieses Events sein durfte. Tack !