Wir Typ-1 Diabetiker sehen uns häufig mit dem, in unserer Gesellschaft leider weit verbreiteten, gefährlichen Halbwissen über den Diabetes konfrontiert. Aber will man sich dieses Halbwissen dann mal zu nutze machen, kann der Schuss auch ordentlich nach hinten losgehen. Hier eine kleine Anekdote aus dem nächtlichen Berlin….
Am vergangenen Wochenende bin ich ja anlässlich des t1day nach Berlin gereist. Da der t1day bereits recht früh am Sonntag Morgen starten sollte, hatte ich beschlossen bereits am Samstag nach Berlin zu reisen. Und da viele andere aus der Diabetes Community ebenfalls schon am Samstag vor Ort waren, war es klar das man sich schon Samstag Abend zu einem kleinem Warm Up Meeting traf. Wir verbrachten einen schönen Abend der zu guter letzt bei einigen alkoholischen Getränken in der Lobby des H2 Hotels endete. Hier war ein Grossteil der Teilnehmer des t1day untergebracht. Das H2 Hotel liegt direkt neben dem Ramada Hotel am Alexanderplatz, in dem am Tag drauf der t1day stattfinden sollte. Ich hingegen hatte mir ein Zimmer im Generator Hotel auf der Oranienburger Strasse gebucht, welche ca. 10 Geh-Minuten vom Alexanderplatz entfernt ist. Ich machte mich also, nachdem der Abend ausgeklungen war, auf den Fussmarsch Richtung Oranienburger Strasse.
Wer Berlin kennt, weiß dass die Oranienburger Strasse nach Einbruch der Dunkelheit von den Damen des horizontalen Gewerbe in Beschlag genommen wird. Sie stürzen sich auf alles was männlich ist, allein unterwegs ist und noch einigermassen geradeaus laufen kann um ihre Dienste anzubieten. So auch in meinem Fall. Ich hatte gerade die ersten 20 Meter der Oranienburger Strasse hinter mir gelassen, als sich mir die erste Lady in den Weg stellte und mich fragte ob ich nicht ein wenig Spass mit ihr haben wolle. Ich lehnte dankend ab, was aber die Frage nach dem warum aufkommen lies. Was nun folgte war der zuweilen sehr lustige Austausch von Argumenten dafür ihrerseits und Argumenten dagegen meinerseits. Nach einer Weile hin und und her, bei Minus 16 Grad, erkannte die Dame zurecht dass ich ja wohl ein ziemlicher “Sturkopf” wäre, wünschte mir noch einen guten Abend und lies mich weiter ziehen. Viel weiter kam ich aber nicht da sich nach ca. 15 Metern dieses Schauspiel mit der nächsten Dame wiederholte. Auch hier machte ich mir zunächst einen Spass daraus die Dame auf Granit beissen zu lassen. Nach Dame Nummer vier verliess mich aber der Spass an der Sache und ich wollte einfach nur noch in mein Hotel.
Dame Nummer 5 erwies sich als äusserst hartnäckig. Alle meine Argumente warum ich nicht mit ihr mitkommen wollte, prallten an ihr ab. Und ich hatte eine Menge Argumente. Aber sie lies nicht locker und versuchte weiter mich von ihren unglaublichen Fähigkeiten zu überzeugen. Ich brauchte also ein Killer Argument und entschloss mich dazu den Diabetes Trumpf auszuspielen. In der Hoffnung dass auch Sie zu den Unwissenden in Sachen Diabetes zählte warf ich ihr folgendes an den Kopf.
“Ich bin Diabetiker und hab mein Insulin nicht dabei. Stell dir vor du vögelst mich in eine Unterzuckerung dann haste aber die Arschkarte gezogen “
Darauf antwortete Sie nur trocken:
” Da nutzt dir dein Insulin dann auch nix mehr. So weit ich weiss brauchst Du dann eher Traubenzucker und davon hab ich genug da “
Mist, das kann man wohl als klassisch verzockt bezeichnen. Damit hatte ich nun echt nicht gerechnet. Ich glaube ich hab in dem Moment ziemlich blöd aus der Wäsche geschaut. Sie erzählte mir dass ihr Bruder Typ1 Diabetiker sei und sie deshalb recht gut über das Thema Bescheid weiß. Ich sah meine Chance sie in ein Gespräch über Diabetes zu verwickeln und so plauderten wir einen Weile über Diabetes, ihren Bruder und über den t1day. Während dessen näherte sich eine Gruppe offensichtlich stark betrunkener Engländer und die Dame witterte neue Kundschaft.
“Da hast Du ja nochmal Glück gehabt.” sagte sie grinsend und stolzierte auf ihren High Heels den Engländern entgegen.
Ha, vor Glück ist man nie sicher. Aber immer daran denken:
Dont mess with a streetwalking Hooker.