Dexcom G5 und Apple Watch Erfahrungsbericht
Zeiten ändern sich
Ein wirklicher Uhren Fan war ich ja nie und spätestens mit dem Einzug des Smartphone in meine digitale Welt, hatte sich das Thema Uhr am Handgelenk bei mir erledigt. Als Apple dann vor einiger Zeit mit der Apple Watch auf den Markt kam, fragte ich mich was denn der Sinn eines solchen Gadget ist. Braucht man das ?? Welche Infos sind denn so wichtig das man sie ständig am Handgelenk sehen muß. Nun, Jahre später ist es vielen unserer Diabetes Gadgets möglich mit dem Smartphone oder einer Smartwatch zu kommunizieren und vielleicht lohnt es sich ja dem ganzen eine zweite Chance zu geben.
Ich habe doch keine Zeit
Was die Diabetes Bitch echt drauf hat wie keine andere, ist es dich zu Zeiten zu nerven in denen du es am wenigsten gebrauchen kannst. Immer im unpassendsten Moment ever, erfordert der Diabetes deine Aufmerksamkeit. Blutzucker messen, Korrektur spritzen, Katheter oder Reservoir wechseln etc…. du weißt, wovon ich spreche. Klar sind alle diese Abläufe mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen und gehen relativ schnell und routiniert von der Hand. Dennoch reißen sie dich, wenn auch nur kurz, aus dem mit dem du dich eigentlich gerade beschäftigen wolltest. Seitdem ich so tolle Erfindungen wie CGM in Kombination mit meiner Pumpe nutzen kann ist das deutlich weniger geworden. Aber es nervt immer noch. Wahrscheinlich wird es das immer tun.
Neulich war wieder so eine relativ unnötige Situation. Ich war auf dem Sprung und wollte gerade das Haus verlassen. Sämtlichen Diabetes Kram am Mann und die Hände voll mit irgendwas. Wann hatte ich eigentlich zuletzt einen Blick auf das CGM geworfen ? Hab ich irgendeinen Alarm verpasst oder ist gerade einfach mal alles in Ordnung? Vom Gefühl her konnte ich in dem Moment auch nicht sicher sagen was Sache ist. Besser mal nach schauen. Also allen Krempel aus den Händen gelegt, das Handy aus der Jackentasche gekramt, Homescreen entsperrt und zur Dexcom App geblättert um zu sehen das ich gerade mit 105 mg/dl leicht fallend unterwegs bin und eigentlich alles im grünen Bereich ist. Super. Handy wieder in die Jackentasche, den bei Seite gelegten Kram wieder auf gehoben und weiter gehts. Genau das sind Situationen die mich nerven. Ich weiß das ist Leiden auf hohem Niveau.
Irgendwann unterhielt ich mich auf der DDG Tagung in Hamburg über solche Situationen mit einem Dexcom Vertreter. Dieser fragte mich, ob ich denn schon einmal das Dexcom System in Verbindung mit der Apple Watch probiert hätte. Das verneinte ich und erklärte ihm, daß ich keine Apple Watch besitze und mir der Anschaffungspreis einer solchen, nur für etwas mehr “Nice to have” Firlefanz, zu teuer sei. Er bot mir an, eine Apple Watch für eine Weile zum Testen zur Verfügung zu stellen. Im ersten Moment dachte ich: Ach nee, da hast Du dann wieder ein weiteres Gerät in deinem Gerätepark und musst dich drum kümmern, dass es immer geladen ist etc.” Andererseits interessierte es mich schon ob die Kombi von CGM und Uhr im Alltag eben beschriebene Situationen vielleicht vereinfachen könnte. Also nahm ich das Angebot an.
Die Dexcom App
Die App von Dexcom tut genau das was man von ihr erwartet. Man bekommt den aktuellen Glukosewert nebst Trendpfeil und Verlaufskurve übersichtlich auf dem Display der Uhr angezeigt. Auch der eingestellte Zielbereich wird angezeigt. Wissen sollte man, daß die CGM Daten nicht direkt an die Uhr gesendet werden, sondern über das Iphone an die Uhr weitergegeben werden. Entfernt man sich also mit der Uhr zu weit vom Iphone, werden keine CGM Daten mehr empfangen. Laut Apple soll es mit dem nächsten Update des Betriebsystems der Apple Watch auf Watch OS 4 möglich sein, die Daten des Dexcom G5 direkt auf der Uhr zu empfangen. Die Alarme des Systems werden an der Uhr über einen Vibationsalarm oder auch per Ton signalisiert. Ich hatte mich für die Variante nur Vibration entschieden.
Die Uhr und der tägliche Wahnsinn.
Nachdem ich herausgefunden hatte wie man der Uhr abgewöhnt, bei jeder Whatsapp Nachricht, jedem Tweet oder sonstiger Nachricht, an meinem Handgelenk rum zu vibrieren, lief es echt super. Ich wurde diskret über das unter oder überschreiten meines Zielbereichs informiert und hatte ansonsten meine Ruhe. Wenn ich irgend etwas darüber hinaus wissen wollte, brauchte ich nur mein Handgelenk zu drehen und sah alle wichtigen Informationen auf einen Blick. Kein hektisches gesuche nach dem Iphone, kein kramen in den Taschen. Es kann so einfach sein.
Tatsächlich hat die Kombination des G5 Systems mit der Apple Watch mir einige Situationen erleichtert. Beim Autofahren, habe ich meine Werte immer im Blick. Ohne die Uhr hatte ich immer das Handy auf dem Beifahrersitz liegen. Wenn ich dann die Werte checken wollte, musste ich dann meist das Handy in die Hand nehmen oder meinen Blick vom Verkehr abwenden. Beides uncool. Beim Mountainbiken finde ich es besonders praktisch, nicht anhalten zu müssen um mein Iphone aus dem Rucksack zu holen, wenn ich meine Werte checken will. Eine Zeit lang hatte ich mir deshalb extra den Dexcom Receiver an den Lenker gebaut. Mit der Uhr gehts deutlich leichter und ich hab Platz am Lenker für mein Fahrrad Navi. Kurz gesagt macht es die Kombi von Uhr und Dexcom App überall dort leichter, wo man seine Hände frei haben möchte und nicht ständig das Handy in der Hand hat.
Das Killerargument zu Gunsten der Apple Watch ist für mich die Möglichkeit über die Uhr auch meine Closed Loop per Watch App steuern zu können. (Zum Thema Closed Loop werd ich mich noch in einem der nächsten Posts hier äußern) Kohlenhydrate eingeben und Bolusabgabe vom Handgelenk aus.
Thats the Way i like it.
Das Bittere Ende
Leider ist Zeit mit der Apple Watch nun auch wieder vorbei und ich habe sie schweren Herzens zurück geschickt. Ich bedanke mich bei Dexcom für die Leihgabe und der Möglichkeit das G5 System in Verbindung mit der Apple Watch testen zu können.